Uttarakhand
4 Wochen
Rishikesh
Rishikesh war die erste indische Stadt, in der ich verweilte. Es war extrem für mich: die Geräusche, die zwischenmenschliche Nähe, die Kühe auf den Straßen, der Verkehr und zum ersten Mal in meinem Leben wohnte ich mit einer Person für 4 Wochen auf engstem Raum zusammen. Das kannte ich nur von Ex-Freunden, wobei ich diese vorher gut kannte … meine Mitbewohnerin Priscilla und ich verstanden uns unglaublich gut. Dank ihr verloren einige meiner Kommilitonen eine Art Scham vor mir, war ich anfangs doch recht reserviert den meisten Leuten gegenüber.
Rishikesh erfüllte Null meiner Erwartungen! Ich dachte, dass ich eine entspannte dörfliche Stadt vorfinden würden, doch die Realität sah anders aus: vollgestopfte Straßen, etliche indische und ausländische Touristen (die Fotos von uns Weißen machen wollten), überall Staub und Schmutz und auf den ersten Blick alles andere als einkehrende Ruhe und Spiritualität. Genau dieser Umstand ist paradox, denn Rishikesh ist als eine der heiligsten, spirituellsten Städte Indiens bekannt und wird zudem als die weltweite Hauptstadt des Yoga betitelt. Ich gab mir weitere 5 Monate, um ganz Indien auf mich wirken zu lassen, um es einzuatmen, einzutauchen in die unbekannte Welt, die Menschen zu verstehen, die, auch wenn sie mit dem Kopf schütteln, eigentlich „Ja“ meinen und Dir so gespannt zuhören. Die gesuchte, echte, authentische Spiritualität lässt sich nur in Dir finden, der Du die innere Ruhe in Dir widerspiegelst. Ich war darauf nicht vorbereitet und genau dieser Umstand hat mich gelehrt, dass man Dinge nicht planen kann und dass das Leben ein Tanz ist, dessen Richtung sich schnell ändern kann. Es ist nicht nur von Vorteil im Takt zu bleiben, sondern diesem Tanz seinen eigenen Rhythmus beizumischen. Ich schreibe diese Zeilen, wenn ich schonwieder zu Hause in Hamburg in meinen 4 Wänden sitze, draußen durch das Fenster den Schneefall Ende März beobachtend – wohl eine Reaktion auf das derzeitige Flugverbot. Ich habe einen augenscheinlich langen Rückreiseweg hinter mir. In nur 2 Tagen ging es von Port Blair auf den Andamanen zurück nach Hamburg. Tieferliegend spüre ich, dass ich in Indien nach Hause gekommen bin, dass ich näher in mir selbst angekommen bin. Vielleicht ist es genau das, was ich in Rishikesh gespürt habe: zu sehr von mir selbst entfernt gewesen zu sein und die Gründe dafür im Außen zu suchen. Ich werde in diese Stadt zurückkehren, wohlwissend, dass die äußeren Umstände nur ein Spiegelbild dessen sind, was wir im Inneren verspüren.
“Ich gab mir weitere 5 Monate, um ganz Indien auf mich wirken zu lassen, um es einzuatmen, einzutauchen in die unbekannte Welt, die Menschen zu verstehen, die, auch wenn sie mit dem Kopf schütteln, eigentlich „Ja“ meinen und Dir so gespannt zuhören.”