Karnataka
10 Tage
Hampi
Von Goa aus ging es mit dem Nachtbus über 9 Stunden nach Hampi. Ich wusste nicht genau was mich außer vielen vielen Tempelruinen erwarten würde. Als ich am Busbahnhof ankam hörte ich schon zum zweiten Mal von einem Tuk Tuk Fahrer, dass die von mir im Voraus gebuchte Unterkunft weit auf der anderen Seite des Flusses entfernt läge und es nur wenige Tuk Tuks auf der anderen Seite gibt. Diese würden 1000 Rupien für die Fahrt nehmen. Daher entschied ich mich kurzfristig für ein anderes Homepstay in der Altstadt für 300 Rupien. Der Tuk Tuk Fahrer (Jilan) brachte mich für 50 Rupien vom Busbahnhof zum Homestay, welches von der Frau seines Cousins geführt wird. Es reichte für die 2 Nächste vollkommen aus! Ein großes Bett, ein Moskitonetz und ein geteiltes Badezimmer sowie Toilette. Jilan brachte mich für 800 Rupien den ganzen Tag zu den meisten Sehenswürdigkeiten, erklärte mir die Geschichte, Hintergründe und schoss ein paar Fotos von mir. Zum Sonnenuntergang brachte er mich an seinen Lieblingsspot, dem Malyavanta Raghunatha Tempel. Von den anliegenden Bergformationen hatten wir einen fantastischen Ausblick auf das Tal und die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Ein kleiner Shivatempel, der eher wie ein Hybrid zwischen Tempel und Höhle wirkte, gab der Atmosphäre das i‑Tüpfelchen.
Am nächsten Tag schlief ich lang, besuchte ich Café auf der anderen Seite des Flusses, welche auch als Hippie Island bekannt ist und bereitete mich innerlich schonmal auf den nächsten Tag vor; es sollte nämlich schon um 5 Uhr zum Sonnenaufgang am Anjaneya Hill gehen, dem auch nachgesagt wird der Geburtsort von Hanuman zu sein. Hanuman ist der Affengott im Hinduismus. Er ist treuer Gefährte des Gottes Rama und half ihm seine Frau Sita aus den Fängen des Dämons Ravana zu befreien. Hanuman wird daher als Bildnis für Hingabe betrachtet.
Am nächsten Morgen erwarteten mich Jilan und Raquel, eine Reisende aus Portugal und wir fuhren zum Anjaneya Hill. Nach ca. 30 Minuten Aufstieg und etwas Herumgekraxel auf dem Hilltop fanden wir ein schönes Plätzchen um den aufwachenden Morgen zu begrüßen. Es war magisch! Zuerst sahen wir die Reflektionen im anliegenden Fluss, die die Sonne ankündigten. Nach einiger Zeit kam dann der rote Feuerball hinter den Hügeln zum Vorschein. That is magic!!
Die kommenden Stunden bis zum Mittag fuhren wir zu einem Durga- und mehreren Hanuman-Tempeln sowie einem großen See, an dem wir für einige Zeit rasteten.
Zum Mittagessen setze uns Jilan wieder in der kleinen Altstadt ab (es ist schon bewundernswert, dass vor ca 500 Jahren dort noch 500000 Menschen wohnten und die Population nun auf 8000 Locals geschrumpft ist). Ich machte eine laaange Pause von dem frühen Aufstehen und dem Aufstieg und entschied mich dann noch Hippie Island zu erkunden. Gut zu wissen, dass die letzte Fähre um 17:30 auf die andere Seite setze. Ich verpasste sie beim Warten auf die Momos, die ich bestellt hatte, fast. Eine Freundin sagte mir, wie sie 2 Wochen in Hippie Island beim Betrachten der Reisfelder versackte. Ich tat dasselbe für 2 Stunden und kann sie nun verstehen.
Nachdem ich beim Warten auf die Momos fast meine letzte Fähre verpasst hatte und nach einem holprigen Motorrad-Ritt zum Steg gefahren wurde, konnte ich mich nun für den Sonnenuntergang wappnen. Ich entschied mich nochmals für den gleichen Berg wie am Vorabend, nur dass ich viel mehr Zeit mitgebracht hatte. Beim Aufstieg, der durchaus etwas anstrengend war, hielt ich am Vortrag zum Sonnenuntergang einfach dort an, wo ich dachte, dass schon der schönste Aussichtspunkt war. Da ich am Vortrag knapp in der Zeit war, wollte ich einfach nur zum Ruhen kommen und genießen. Mit dem an mehr an Zeit konnte ich nicht nur weiter auf den Berg hiken, sondern auch eine recht große Höhle erkunden, die sich im Berg versteckte. Zwischendrin musste ich meine Taschenlampe benutzen, da ich nicht einmal die Hand vor meinen Augen sehen konnte. Nachdem ich die Höhle verließ kletterte ich weiter nach oben und gelang schließlich zu einer Tempelruine, der mehr als Aussichtspunkt denn als Tempel benutzt wurde. Die Aussicht auf das Tal war von dort aus traumhaft! Ich beobachtete, wie sich die grünen Reisfelder langsam in eine braune Mondlandschaft verwandelten und die Mondlandschaft langsam wieder von Wäldern besiedelt wurde. Hampi ist ein magischer Ort, einer der magischsten bisher für mich in Indien. Nachdem ich einige Minuten dort saß und die untergehende Sonne über dem Tal genoss gesellte sich eine Reisende zu mir, die ich vor einiger Zeit in Jodhpur kennen gelernt hatte. Wir gingen zusammen zu meinem Home Stay zurück, ich duschte noch, gab ihr ein paar Klamotten, die ich nicht mehr benötigte und sie begleitete mich zu meiner Busstation. Als ich in Hospet, der nächst größeren Stadt, ankam, bekam ich auf dem Weg zum Bahnhof einen Foodgasm in einem der local Imbisse und machte mich völlig befriedigt auf zum Zug. Dies sollte meine erste Zugreise in Indien werden: von Hospet nach Mysore; 12 Stunden in der Sleeper Class im untersten Bett. Nachdem ich den Zug einen Tag vorher buchte erzählten mir Freunde, dass ich gerade als Frau möglichst im obersten Bett schlafen sollte, um Übergriffen zu entgehen. Was auf dieser Nachtzugfahrt passiert ist, könnt ihr in meinem Blogeintrag lesen.
“Die Aussicht auf das Tal war von dort aus traumhaft! Ich beobachtete, wie sich die grünen Reisfelder langsam in eine braune Mondlandschaft verwandelten und die Mondlandschaft langsam wieder von Wäldern besiedelt wurde. Hampi ist ein magischer Ort, einer der magischsten bisher für mich in Indien.”
Mysore
Als ich am nächsten Morgen in Mysore ankam, entging ich zunächst dem Touri- und Rikscha-Trubel direkt am Bahnhof, indem ich eine Rikscha nach ca 500 m Fußmarsch direkt in mein Hostel nahm. Nachdem eine gute Freundin aus meiner Heimatstadt Lübeck ein Jahr zuvor für einen ganzen Monat in dem Hostel lebte, war ich sehr gespannt auf eigene Erfahrungen. Als ich ankam, genoss ich ein nahrhaftes Frühstück, checkte entspannt ein, deckte mich mit selbstgemachten Bioseifen, einem Metall-Strohhalm und einem Bio-Shampoo, die an der Rezeption erhältlich sind, ein und chillte auf meinem Zimmer. Es dauerte nicht lange und ich lernte meine Zimmernachbarn und ein paar andere Leute kennen. Wir entschieden am nächsten Tag auf eigene Faust den bekannten Mysore Palast zu erkunden sowie die Bazare. An meinem Ankunftstag entschied ich mich noch den Sonnenuntergang auf dem Chamundi Berg zu genießen, wo es ebenfalls einen Tempel zu erkunden gab. Da ich faul war, nahm ich eine Rikscha zum Tempel, wanderte im Tempel umher und ging schließlich in der Dämmerung hinab, um den Sonnenuntergang von einem entspannteren Plätzchen als dem Hill Top zu genießen. Etwa auf dem ersten Drittel des Abstiegs (es war nicht wirklich ein Abstieg … es gab Treppen) ergab sich ein schönes Plätzchen, wo ich für den Sonnenuntergang etwas rastete und dann schließlich nach ca. 20 weiteren Minuten Gehens am unteren Ende des Berges ankam. Der Chamundi Berg soll übrigens dafür bekannt sein, dass der bekannte spirituelle Führer SadhGuru beim Bergaufstieg Erleuchtung erlangt haben soll.
Am nächsten Tag erkundete ich mit ein paar Hostelleuten die Stadt. Wir besuchten den Palast und den Bazar, wo wir auf Empfehlung zu einem bestimmten Stand gingen. Dort war es so schön und entspannt, dass wir bestimmt 2,3 Stunden blieben. Ich liebte es die vorbeiziehenden Leute von dem Inneren des Standes aus zu beobachten und mich durch die ganzen Öle sowie Räucherstäbchen durchzuschnuppern. Der Stand, an dem wir waren, wird von zwei Brüdern aus Mysore geführt und ist anscheinend schon bekannt bei Volunteeren, die dort in ihren Pausen abhängen. So tat ich es dann auch und staubte noch ein paar Kohletabletten gegen Durchfall und Eisentabletten ab. Die kommenden Abende mit den Reisenden im Hostel waren superentspannt und schön! 5 von uns wollten am gleichen Tag nach Ooty weiter, welchen in den Bergen weiter südlich liegt. So beschlossen wir zusammen weiterzureisen. Mehr über Ooty könnt ihr auf meinem Reisebericht über Tamil Nadu weiterlesen. Ein weiterer schöner Bundesstaat in Südindien!