Israel
1 Woche
Mit einer meiner langjährigsten Freundinnen beschloss ich Ihren 30. Geburtstag in Israel zu feiern. Ich war schon ziemlich gespannt, da ich bisher nur Gutes gehört hatte und mir endlich selbst einen Eindruck machen wollte. Wir buchten Tickets ab Berlin, wo ich im langwiedrigen Security Check Prozess zufällig eine Frau kennen lernte, die als Stuardess arbeitete und nun im Urlaub war. Nach ungefähr 3 Stunden, einem Sprengstofftest, einem Verhör und 4 Security Checks konnten wir endlich ins Flugzeug nach Tel Aviv steigen. Dort angekommen schauten wir uns zunächst die faszinierende Altstadt und trafen durch Zufall die Stuardess wieder, die wir zuvor in Berlin kennenlernten. Wir tauschten Nummern aus und sie fragte uns, ob wir nicht Lust hätten am nächsten Tag mit ihr und ihrem Gastgeber nach Jerusalem zu fahren, da sie eh noch 2 Plätze im Auto frei hätten. Wir freuten uns sehr über das nette Angebot und als wir am nächsten Tag in wahrscheinlich einer der faszinierendsten Städte, in denen ich jemals war, ankamen, hatten wir auch direkt einen Stadtführer. Unser neuer Bekannter führte uns nicht nur über den großen Markt, sondern gab uns auch eine ausführliche Tour durch die Altstadt Jerusalems, in welcher das Christentum, der Islam und das Judentum auf faszinierende Weise koexistieren. Die Anzahl der Stunden, die wir dort waren, um die Klagemauer, die goldene Moschee auf dem Tempelberg und die Grabeskirche, in der jener Stein seinen Platz hatte, der laut der Bibel Jesus als Grabverschluss diente, zu bestaunen, war zu kurzzeitig, um auch nur ansatzweise der Demut gerecht zu werden, die in mir aufstieg. Nicht nur die wunderschönen religiösen von Glaube und Hoffnung sowie jahrtausendalter Geschichte geprägten Stätten beeindruckten mich, sondern auch die engen Gassen und das bunte Treiben in und an den Verkaufsständen der Händler überwältigten mich! Ich versuchte mir vorzustellen, wie die Stadt vor 2000 Jahren wohl ausgesehen haben mag und ob es in 2000 Jahren vielleicht wieder eine junge Frau genau an der Stelle, an der ich stand, geben wird, die sich das Gleiche fragt. Dieser Gedanke erinnerte mich daran, wie wichtig ist, dass wir Menschen einen friedlichen und nachhaltigen Umgang miteinander und mit der Natur pflegen müssen.
Nach dem langen Tag gingen wir müde ins Bett und bereiteten uns auf den nächsten Tag – den 30. Geburtstag meiner Freundin vor (natürlich stießen wir um Mitternacht noch an!). Das Ziel des nächsten Tages sollte das Tote Meer sein! Ich suchte einen passenden Bus heraus und wir fuhren zum ZOB. Dort weigerte sich leider der Mann am Schalter uns Bustickets zu verkaufen. Ein Taxifahrer witterte seine Chance, wir lehnten allerdings ab für 50 USD pro Nase privat gefahren zu werden. Schließlich versuchten wir nochmals unser Glück bei einem anderen Ticketverkäufer und siehe da: kurze Zeit später saßen wir für nur ein paar Euros im Bus zum Toten Meer. Nach ca. 1.5 Stunden kamen wir an und genossen die entspannende und zugleich surreale Atmosphäre. Wir waren die Einzigen weit und breit und konnten einen wunderbaren Blick auf die andere Seite, das Westjordanland, genießen. Nach ein paar Stunden bestritten wir die Rückfahrt an und gingen abermals ziemlich müde (und gefühlt ausgetrocknet) zu Bett. In den kommenden Tagen unternahmen wir Spaziergänge durch die Altstadt und entschieden uns zudem für einen Besuch im Holocaust Museum. Ein Besuch in diesem prägenden Museum sollte besonders für jeden AfD/NPD-Wähler Pflicht sein, um zu erkennen, welche Auswirkungen rechtsextreme Verhaltensweisen haben können. Mich haben die Bilder von Elend, von Trampelei auf Menschenwürde und von abgemagerten, einmal Mensch-gewesenen Skeletten, die auf wundersame Weise noch stehen konnten, sehr schockiert und sehr traurig und nachdenklich gemacht. Ein Besuch im Holocaust-Museum bei einer Jerusalem-Reise sollte meiner Meinung ganz oben auf der „Jerusalem-Sights-Liste“ stehen.
Mit sehr viel historischem Input ging es kurz vor Mitternacht mit dem Bus zurück an den Flughafen in Tel Aviv, von wo aus wir wieder zurück nach Berlin flogen.
“Die Anzahl der Stunden, die wir in der Altstadt Jerusalems verbrachten, um die Klagemauer, die goldene al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg und die Grabeskirche, in der jener Stein seinen Platz hatte, der laut der Bibel Jesus als Grabverschluss diente, zu bestaunen, war zu kurzzeitig, um auch nur ansatzweise der Demut gerecht zu werden, die in mir aufstieg.”