Bali & Gili Trawangan
2 Wochen
Währung
1 Euro = 15465 Indonesische Rupie (09–2019)
Visum
kein Visum benötigt bis zu einer Aufenthaltsdauer von 30 Tagen
Impfungen
Hepatitis A, Polio
Nur 2 Tage nach meiner Disputation flog ich mit einem Freund nach Bali, um mich vom ganzen Stress während der Vorbereitungen für die mündliche Verteidigung meiner Doktorarbeit zu erholen. Nicht genug, dass der Flug nachmittags ab Amsterdam ging und wir dort noch hinfahren mussten überließ ich meine Wohnung während dieser Zeit Freunden, die zu Besuch waren. Nachdem ich Freitagnacht halbbetrunken und voller Endorphine dank meiner super gelaufenen Dispu ins Bett stolperte, musste ich am nächsten Tag wieder früh aufstehen, um den „Tatort“ des vergangenen Abends und der Nacht aufzuräumen und zu reinigen. Tatortreinigung kann eben auch anders verstanden werden. Mein Vater war so lieb mir zu helfen und ohne seine Hilfe hätte ich es NIE geschafft! Wir ließen 6 Spülmaschinen in 5 Stockwerken in der Physikalischen Chemie der Uni Hamburg parallel laufen und das in 2 Durchläufen! Zum Glück hatten wir große Wagen, auf denen sonst die „Flüssiger Stickstoff-Eimer“ oder auch Müll transportiert werden. Nach 8 Stunden Aufräumen, Spülen und Putzen und 2 Stunden Schlaf machte ich mich auf in meine Wohnung, um meine Sachen für den Urlaub zu packen und meine Wohnung für meine Gäste zu putzen und aufzuräumen. Am Abend fiel ich tot ins Bett, noch voller Endorphine, um dann am nächsten Tag wieder zeitig aufzustehen und den Zug am Vormittag nach Amsterdam zu nehmen. Als wir abends ins Flugzeug einstiegen konnte ich während des Fluges vor mich hindösen und die letzten 48 Stunden endlich anfangen Revue passieren zu lassen. Wir machten einen Halt in Kuala Lumpur, obwohl lediglich eine Stop Over in Jakarta auf den Tickets vermerkt. Noch völlig übermüdet von den letzten 2 Tagen stieg ich mit Hauke aus dem Flugzeug, wohlwissend das unser Anschlussflug nach Bali zu der Uhrzeit abfliegen würde, wie auf den Tickets angegeben war. Nachdem wir ausgieblig gegessen hatten gingen wir zurück zum Schalter, wo und gesagt wurde, dass unser Flieger vor bereits 1.5 Stunden abgeflogen wäre. Langsam Panik aufsteigend gingen wir zum Service Point und vergewisserten uns. Dort wurde uns das Gleiche gesagt mit dem Hinweis, dass es in Südostasien nicht unüblich sei, wenn Flieger einen nicht auf dem Ticket ausgewiesenen Zwischenstopp machen um die Sitzplatzkapazität auszunutzen (viele Flieger in SEA sind wohl häufig nicht ausreichend gebucht). Ich fragte sofort nach Anschlussflügen nach Denpasar in der Hoffnung, dass wir am gleichen Abend noch einen bekommen könnten. Als unsere einzige Option erwies sich Air Asia, deren Terminal am anderen Ende des Flughafens war. Der Check In sollte in schon 30 min schließen zumal wir noch nicht unser Gepäck, welches natürlich nicht im Flieger nach Bali mitgenommen wurde, hatten uns nicht wussten, ob noch Plätze frei waren. Wir rannten wie Besessene über den kompletten Flughafen um dann am Ziel zu erfahren, dass der Check In gerade geschlossen hatte. Kurze Zeit später bemerkte Hauke, dass er seinen Reisepass verloren hatte, worauf ich erst einmal anfing zu weinen. Es war einfach zu viel bei wenig Schlaf und sehr viel vorangegangenem Stress! Zum Glück erhielten wir seinen Pass kurze Zeit später am Service Point zurück und Hauke buchte die Flüge für den nächsten frühen Morgen sowie er sich darum kümmerte, unser Gepäck zu holen. Ich brauchte eine notwendige Pause und buchte mich für 6 Stunden in eine Schlafwabe am Flughafen ein. Nachdem ich etwas runterkam und duschen konnte machte ich mich wieder auf den Weg zu Hauke, der schon mit unserem Gepäck am Check In Schalter auf mich wartete. Nachdem wir eincheckten und uns ins Flugzeug setzten, wartete ich darauf auf Bali anzukommen.
“Es war einfach zu viel bei wenig Schlaf und sehr viel vorangegangenem Stress!”
In Denpasar, der Hauptstadt Balis, fuhren wir zunächst ins hektische und touristische Kuta, um eine Nacht später direkt nach Ubud zu gelangen, der „Yogahochburg“ Balis. Nachdem wir einen Rundgang durch die Stadt gemacht und eine adäquate Unterkunft gefunden hatten, machten wir uns schlau, wie wir zu den Gilis kommen würden und wie ich eine Tour zum Mount Agung, dem höchsten und zugleich heiligsten Bergvulkan Balis, machen kann. Hauke beschloss nicht mitzukommen und schon einmal am nächsten Frühmorgen seinen Weg zu den Gilis einzuschlagen. Ich hingegen bereitete mich innerlich schon einmal so wie es ging auf die Bergbesteigung vor. Ich sollte um Mitternacht abgeholt werden und nach einer mehrstündigen Autofahrt kämen wir dann am Fuß des Berges an. Gesagt – Getan. Bei der Ankunft wachte ich schlaftrunken im Auto auf uns erblickte durch die feuchten Fenster des Autos eine nebelige Umgebung, in der ich mir kaum ein klares Bild von der Natur machen konnte. Das Einzige, was ich diesem Moment wollte, war – überraschenderweise – zu schlafen. Aber gut, dafür war ich ja nicht hier. Die Gruppe hatte sich nach meinem Einstieg (ich war der erste Touri) zu einem sympathischen Team aus einer Niederländerin, die am Reisen in Südostasien war und gerade von einem sechsmonatigen Aufenthalt aus dem Himalaya-Gebirge kam und einem frischverliebten tschechischen Pärchen, welches sich bei den Yoga-Festival Vorbereitungen in Ubud kennen gelernt hatte, vervollständig. Die wichtigste Person war wohl unser indonesischer Führer, der mir kurz vor der Gipfelankunft seine Trekking Schuhe anbot (dazu werde ich später noch kommen…!).
Wir machten und gegen 2 Uhr morgens mit unseren Rucksäcken und unseren Kopflampen durch die Dunkelheit der Nacht auf den Weg zum Gipfel des heiligen Berges. Zunächst gingen wir ein paar Stufen eines Tempels, wie sich später herausstellte der wichtigste Tempels Balis, hoch, wo ich mich noch munter mit der Niederländerin unterhielt. Nach 10 Minuten stellten wir unser Gespräch zwecks der Sauerstoffeinsparung ein. Der Mount Agung ist 3200 m hoch und der Aufstieg dauert durchschnittlich 5 Stunden. Wir gingen so früh los, um den Sonnenaufgang über dem Indonesischen Ozean und den Nachbarinseln zu genießen. Mal abgesehen davon, dass ich gerne wandere, in der Natur bin und auch ab und zu Stille genieße (ja, du hast richtig gelesen!) war es sehr spannend die Natur eines Berges zu genießen! Ich bin an der Ostsee aufgewachsen und mein Herz schlägt für das Meer, eine frische Brise und wilde Wellen, allerdings ist es auch ab und zu schön die Natur in anderer Form, in der sie ihre Schönheit zeigt, kennen zu lernen. Zudem machte sich unser Guide in den Pausen bereit für ein Gebet, welches ihm die Erhabenheit des Berges zollte. Während seiner Gebete schwiegen wir demütig und fragten ihn anschließend über seine Religion, den Buddhismus, aus.
Nach ungefähr 3 Stunden frohen Wandern in der Dunkelheit bemerkte ich, dass sich das Auftreten meines rechten Fußes bzw. Schuhs auf dem Untergrund komisch anfühlten. Als ich entdeckte, dass sich langsam die Sohle meines rechten Schuhs löste, hätte ich kotzen können! Meine tschechische Weggefährtin gab mir sogleich dankenswerterweise ein Zopfgummi, welches ich um Schuh inkl. Sohle spannte…hielt erstmal ein bißchen. Die Schuhe waren noch von meiner Mutter. Eine bekannte qualitativ hochwertige Marke in der Herstellung von Trekking Schuhen, nur leider waren die ungetragenen Schuhe in einer Schachtel, auf der noch ein „Deutsche Mark“ Preis klebte; das bedeutete für die Schuhe, dass sie gerade im pubertären Alter von mindestens 16 Jahren waren und machten was sie so wollten. Ich war also in einer Höhe von ca. 2000 m auf einem aktiven Vulkan am anderen Ende der Welt damit beschäftigt pubertäre Schuhe zu erziehen. Und wie das so ist, wenn einer zickt, zickt auch der andere. Ca. 1 Stunde, bevor wir am Gipfel ankommen sollte, fing die Sohle des linken Schuhs an sich zu verabschieden. Da wir ziemlich schnell und mit kurzen Pausen unterwegs waren, kamen wir dem Gipfel sehr früh, zu früh, zu früh vor Sonnenaufgang entgegen. Daher mussten wir ca. 30 Minuten vor dem Gipfelsturm eine Pause einlegen, um nicht in der Kälte des eisigen Windes ohne die Wärme der Sonne auf dem nackten, ungeschützten Gipfel auszuharren. (und in meinem Fall sogar auch nur mit einer Soft Shell Jacke, die gaaaar nichts bringt! Jap, weiß ich jetzt auch!). Nachdem unser Guide mir vorher bereits seine Schuhe angeboten hatte, erkannte er schnell mein schon fast als Sport zu bezeichnendes „Warmzittern“ (wenn es so kalt ist, dass die Zitterbewegungen schon dem Körper wie beim …(wo man an Seilen zieht und so komische Zitterbewegungen macht) umarmte mich und rubbelte mich warm. Ich war kurz davor aufzugeben, weil ich die Kälte nicht mehr aushielt, beschloss dann aber den Gipfel bis zum Ende zu besteigen. Das Schlimmste hatte ich ja schon hinter mir und mein Guide würde mir schon klarmachen, wann ich nicht mehr weitersoll. Wobei er mir schon anbot mit ihm zurückzugehen. Aber das wollte ich nicht, jetzt erst recht nicht! Nach dem kurzen Zwischenstopp gingen wir den felsigen von Geröll gesäumten Weg weiter hinauf. Ich konnte es kaum erwarten anzukommen und die Aussicht vom Gipfel beim Aufgang der Sonne zu genießen! Als wir ankamen tauchte der Himmel indes in eine zartes Blaurosa, welches den baldigen Aufgang der Sonne ankündigte. Außer uns waren noch ca. 10–15 andere Menschen auf dem Gipfel. Langsam, den punktuellen Übergang kaum möglich zu erkennen, färbte sich der Himmel in ein tiefes Orange und im Osten noch weit hinter der Nachbarinsel über dem Horizont des Ozeans schwebte ein roter Feuerball langsam über den Tellerrand. Das Schweben der Sonne von unten über den Horizont ließ meinen inneren Tellerrand verschwimmen. Ich fühlte unendliche Weite, Neuanfang, Hoffnung und eine innere Ruhe, welche die Aufruhen der letzten Monate zu heilen und zu glätten schien. Mein inneres, aufbrausendes Meer schien in dem Moment zu Ruhe zu finden. Einige Momente genoss ich noch ganz für mich, schloss die Augen und spürte die Wärme der ersten Sonnenstrahlen im östlichen Teil unserer wunderschönen Erde oder ich öffnete die Augen und spazierte ein bißchen auf dem Gipfel, um mir einen Eindruck vom Gebiet zu machen und jeden Winkel der wunderschönen Natur, eingetaucht in warmem Licht, zu genießen. Wir machten noch ein paar Gruppenfotos und machten uns dann wieder auf den Rückweg, auf dem dann meine rechte Sohle ganz abfiel und ich nur noch auf dem Plastikgestänge lief. Wie nervig und auch gefährlich das war möchte ich nicht erwähnen…
Der Rückweg verlief trotz meines Schuhproblems schnell und entspannt und trotz meiner Müdigkeit genoss ich die Umgebung. Als wir am Auto ankamen verabschiedeten wir uns von unserem Guide und fuhren los. Ich schlief sofort ein und als ich aufwachte, bemerkte ich, dass wir an einer Kaffee-Farm anhielten, in der es den berühmten „Affen-Kacke-Kaffee“ gab. Ich entschied aus Höflichkeit mitzukommen und nicht im Auto zu bleiben und zu schlafen. Nach einer anstrengenden aber interessanten Stunde wurden wir zurück nach Ubud gefahren, wo ich mich auf die Überfahrt zu den Gili Inseln am nächsten Morgen vorbereitete. Dort angekommen traf ich mich zunächst mit Hauke und wir buchten unsere Unterkunft und schauten uns die Insel an. Am nächsten Tag beschlossen wir einen Tauchkurs zu machen. Da ich bereits auf den Seychellen einen Open Water Diver (PADI) gemacht hatte entschied ich mich für den den Advanced Adventurer (SSI). Nach einigen Tagen ging es zurück über Jimbaran – wo ich zum ersten Mal in meinem Leben Roller fuhr; nicht der einfachste Ort zum Lernen – nach Denpasar und schließlich nach Deutschland. Als ich zurück war, kribbelte es sofort wieder und ich fragte mich, wieso ich eigentlich zurückgekommen war…