9 Tage Tushita – im freudvollen Land.
Einführung in die Buddhistische Meditation
9 Tage
Dharamkot
Ich hatte eigentlich vor eine 10-tägige Vipassana Meditation in Dharamkot bei Dharamsala zu machen. Allerdings hätte dies bedeutet ohne Pause direkt im Anschluss an das 300 Stunden Yoga Teacher Training eine weitere Zeitspanne einem durchstrukturiertem Tagesablauf zu folgen und das war mir schlicht zu viel des Guten. Es kam mir gerade recht, dass das buddhistische Tushita Meditationszentrum, welches direkt neben dem Vipassana Meditationszentrum liegt (so dicht, dass manm morgens um 4 den Weck-Gong hört, wenn man nicht schlafen kann), vom 7.–16.11.
einen Einführungskurs in die Buddhistische Meditation
anbot. Ich habe mich nie tiefgehender mit dem Buddhismus beschäftigt und kannte den Dalai Lama bzw. seine Lehren als Kalendersprüche (1 Jahr zuvor schenkte ich eine Kollegin sogar so einen Kalender mit täglichen Weisheiten des Dalai Lamas!) oder aus dem TV und Büchern, fande die übertragenen Botschaften aber stets inspirierend und zum Nachdenken anregend.
3 Tage vor Beginn des Retreats hielt der Dalai Lama
glücklicherweise persönlich Lehren in seinem Haupttempel in MacLoadGanj, die ich ebenfalls besuchte. Hierzu lest ihr mehr in meinem Bloqbeitrag „Auf den Spuren der Herz-Sutra“.
Nachdem ich 4 Wochen zuvor den Anmeldebogen auf der Tushita-Homepage ausfüllte schickte man mir 2 Wochen vor Beginn des Retreats eine Mail mit Bitte um Bestätigung der Retreat-Teilnahme. Auf diese Mail musst Du antworten, da Du sonst nicht für das Retreat seitens des Tushita Zentrums angemeldet bist.
Am ersten Tag versammelten sich alle Teilnehmer
beim Zentrum und eine Nonne (sehr unterhaltsam! Sie entschuldigte sich noch für ihren trockenen deutschen Humor, der keinesfalls unlustig war!) erklärte uns ausführlich die Regeln, etc. bevor sie die Namen der Teilnehmer in der Reihenfolge der Anmeldung vorlas. Bei Erklingen meines Namens ging ich zunächst zur persönlichen Registrierung, die an einem Tisch im Speisesaal stattfand. Es folgten die Zimmerauswahl, die Ausleihung einer zusätzlichen Decke (200 Rupien), Abgabe der elektronischen Geräte (Handy, E‑Book Reader, Laptop, Kamera, etc.) und die Registrierung für einen Karma Yoga Job während des Aufenthalts (15–20 min. pro Tag). Anschließend wurde ich zu meinem Zimmer, einem 4er Dorm für Frauen geführt und lernte meine neuen „Roomies“ kennen: eine Israelin, eine Inderin und eine Chinesin. Nach den ersten Teachings um 16 Uhr wurde fortan Stille gehalten. Wir hatten also nicht viel Zeit uns auf verbaler Ebene kennen zu lernen (das holten wir dann aber am Ende des Retreats nach ;-)).
Meistens stand ich erst um 6:30 auf, da es im Bett viel wärmer als draußen und in der Teestube war.
Ein grober Überblick
Während der Teachings stillten uns Glen und Philippe Rede und Antwort. Mit jedem Tag wurde die Thematik komplexer. Das Grundlegenste und vielleicht Wichtigste, was bei mir hängen geblieben ist, ohne dass ich in meinen Mitschriften nachschauen muss ist Folgendes (in den Bildern habe ich die seeehr grobe Zusammenfassung upgeloaded. Unten findet ihr ein Video von den Vorlesungen von Glenn. Über seinen YouTube-Kanal findet ihr alle!):
Der Buddhismus umfasst 3 Traditionen: Theravada, Mahayana und Vajrayana (tantrischer Buddhismus),
die unterschiedliche Ziele haben bzgl. Erreichens des Nirvana (Befreiuung aus dem Zirkel von Tod und Wiedregeburt) und der Erleuchtung (solche Menschen werden als Buddha bezeichnet). Um diese Ziele zu erreichen, werden verschiedene Praxen wie die „3 higher trainings“, der „8‑fold path“, die „6 perfections“ und die „2 stages“ angewendet, welche allesamt auf compassion, lovin-kindness, emptiness und concentration gründen. Hierzu werden Meditationstechniken (compassion/loving-kindness = Widmung der Meditation für eine Person oder Personen, emptiness = Vipassana meditation, concentration = Shamata meditation). Mehr dazu findet ihr auch unter dem Reiter „Meditationen“.
Das menschliche Leiden, die mental afflictions, werden durch
das Gift von Ignoranz, Anhaftung und Gram ausgelöst.
Es wird eingeteilt in 4 verschiedene krankhafte Sichtweisen, u.A. Vergnügen mit Glücklichsein zu verwechseln. Besonders mystisch fande ich die die 8 Schritte des Buddhistischen Todeszyklus, in dem sich die Energien der Chakren 1–3 und 5–7 im vorletzten siebten Schritt im 4. Chakra, dem Herzchakra, vereinen.
Meiner Meinung nach kann der Buddhismus als eine Wissenschaft angesehen werden tiefes innerliches Glücklichzusein zu erreichen und anderen Menschen dabei helfen glücklich zu sein. Den Ablaufplan der einzelnen Tage kannst Du dem folgenden Foto entnehmen.
“Der Buddhismus umfasst 3 Traditionen: Theravada, Mahayana und Vajrayana (tantrischer Buddhismus), die unterschiedliche Ziele haben bzgl. Erreichens des Nirvana (Befreiuung aus dem Zirkel von Tod und Wiedregeburt) und der Erleuchtung (solche Menschen werden als Buddha bezeichnet).”
Der Tagesablauf
Während der ersten 6 Tage gab Glen uns 3–5 Fragen, die wir in Gruppen von bis zu 9 Personen am selben Tage diskutierten. Die Fragen bezogen sich jeweils auf die Themen, die wir während der Teachings behandelt hatten. Die Diskussionen (1 Stunde Zeitrahmen) waren nicht nur sehr interessant um die Perspektive von der verschiedenen Teilnehmern kennen zu lernen, sondern auch um die Teilnehmer überhaupt kennen zu lernen. Immerhin war dies die einzige Möglichkeit am Tag verbal zu interagieren.
Ich empfehle übrigens das Retreat während der Sommermonate,
da es im Übergang zum Winter (ab November) recht frisch werden kann. Es gibt keine Heizung in den Zimmern. Das Zentrum liegt auf ca. 2000 m Höhe. Die Duschen geben zwar warmes Wasser, aber es gibt Angenehmeres, als von 35 °C in 5 °C zu stolpern. Ich habe die Temperaturen trotz Blasenentzündung allerdings gut überstanden. Zusätzlich zur Decke, die man sich ausleihen kann, werden 2 dicke Decken ausgehändigt.
Am 7. und 8. Tag wurden statt der Teachings ausschließlich Meditationen angeleitet,
auf die ich mich schon sehr freute! Die Diskussionsrunden wurden eingestellt und somit bekamen wir 2 volle Tage, an denen wir uns komplett aufs Meditieren und auf unsere Gedanken, Emotionen und Konzepte, die im Kopf herumschwirren und mit denen wir uns ständig identifizieren, einstellen konnten. Zudem bekamen wir durch die Stille eine gute Möglichkeit unsere Aufmerksam- uns Achtsamkeit zu schärfen. Glücklicherweise hatte ich noch etwas vom Baghsu Cake übrig, den ich mit voller Aufmerksamkeit und Dankbarkeit verzehrte. 🙂
Glen würde sagen,
dass dies eine Anhaftung ist und ich diese durch Praktizieren von Vipassana Meditation aufheben würde. Mein Yoga Lehrer sagt hingegen, dass wir durch vollständige Präsenz beim Genuss schöner Dinge erst mit Allem Eins werden. Ich muss sagen, dass mir diese Wahrheit deutlich besser gefällt! 🙂
Besondere Augenblicke, an die ich mich gerne zurück erinnere
Es kann übrigens passieren, dass zwischendurch der Strom ausfällt. Am 7. Tag nach der letzten Meditation des Tages, als es schon dunkel war und wir natürlich in Stille sein sollten, konnten meine Roomies uns nicht mehr halten vor lachen, als wir im Dunkeln vor unserer Tür standen, auf das Zahlenschloss am Halter unserer Eingangstür starrten bzw. dorthin wo es vermeitlich sein sollte und uns wohl alle fragten, wie wir die Tür ohne Licht öffnen sollten, da wir die Zahlen nicht erkannten. Wir schafften es dann tatsächlich ohne miteinander zu reden und ohne Licht!
Den letzten Abend beendeten wir mit einer Licht-Meditation,
welche zum Ausdruck brachte, wie dankbar wir alle waren diese 9 Tage erleben zu dürfen. Bei der Licht-Meditation bekam jeder ein Teelicht in die Hände. Zunächst sollte sich jeder eine Person vorstellen (auch sich selbst), für die er sich Glück wünschen möchte. Der Meditationslehrer Philippe zündete seine Kerze an und reichte das Feuer an die Person in der ersten Reihe weiter, die ihr Feuer wiederum an die nächsten Personen weiterreichte. So waren nach einiger Zeit alle Kerzen erzündet und jeder dachte an eine oder mehrere Personen, die glücklich sein mögen. Wir gingen aus der Gompa und zu einer Stupa, in der ein Glaskabinett für unsere Teelichter zugegen war. Unsere Wanderung begleiteten wir mit dem Mantra „HUM MANI PEDME HUM“, welches auch als Mantra des Mitgefühls bekannt ist. Die Atmosphäre war magisch. Ich verharrte noch ca. 45 Minuten an der Stupa, umrundete sie einige Male im Uhrzeigersinn, genoss den Anblick auf die Flammen der Teelichter, welche sich nun alle zusammen in dem kleinen Glaskabinett befanden und chantete weiterhin das Mantra. Am nächsten Morgen hörte ich, dass noch bis ca. 22 Uhr gechantet wurde – über eine Stunde noch, als ich die Stupa bereits verließ. Das beeindruckte mich sehr.
Das Meditationsretreat war eine sehr besondere Erfahrung
für die ich sehr dankbar bin. Selten ergibt sich die Möglichkeit, an einem so besonderen Ort für 9 Tage in Stille zu sein, ohne elektronische Geräte, ganz oder zumindest auf dem Weg bei sich und in sich zu sein. Die Einführungsvorlesungen in den Buddhismus fande ich sehr interessant und faszinierend, auch oder gerade weil es manchmal schwer verständlich ist. Die Einführungen in die verschiedenen Meditationstechniken (Vipassana, Shatarma/Lam Rim) sind ein guter Einstieg in meine regelmäßige Meditationspraxis. TUSHITA – DANKE!!