Andamanen und Nikobaren
6 Wochen
Havelock Island
Es ist gerade mal einen Tag her, als ich auf den Andamanen, genauer gesagt Havelock Island, angekommen bin. Ich bin schon jetzt so runtergefahren, dass ich weder das Internet vermisse noch Gesellschaft. Das soll nicht anti-sozial klingen, aber die letzte Woche war echt anstrengend – 1 Tag Trichy, 1 Tag Thanjavur, 2 Tage Pondicherry und anschließend 2 Tage Mahabalipuram. 4 unglaublich schöne und viel zu bietende Städte von innerhalb gerade mal einer Woche haben mich ein bißchen ausgeknockt, so dass ich hier auf den Andamanen (ich sitze gerade im Full Moon Café auf Havelock, das mir von einer Freundin aus Mahabalipuram empfohlen wurde) die Stille und Einsamkeit genieße. Havelock ist gerade schon so touristisch, dass ich schon nach einem Plätzchen suchen muss, um einsam zu sein. Der Strand Nr. 5 (Kala Pathar Beach) eignet sich dafür besonders gut! Auch wenn ich zunächst auf eine große Herde von indischen Touristen am Anfang des Strandes gestoßen bin, habe ich nach ca. 10,15 Minuten das Paradies entdeckt. So paradiesisch, dass ich mich ohne Probleme auf einem großen Baumstamm, der halb im Wasser und halb noch am Strand lag, umziehen konnte und zweitweise komplett nackt den Ozean und das Palmenparadies dahinter vom Baumstamm aus genoss (nur kurz ;-))! Ein paar Tage später suchte ich den gleichen Strand nochmals auf und ging dieses Mal bis zum Ende. Auf dem Weg dorthin kamen mir lediglich 6 einheimische Jungs und 1 Fischer entgegen! Da Ebbe war, zeigte sich das mit Steinen übersäte Meer von seiner kantigen Seite. Am Ende des Strandes erblickte ich dann einen ca. 50 m breiten Abschnitt ohne Steine, der wie dafür gemacht schien genau an dieser Stelle ins Meer zu hüpfen und meinem aufgewärmten Körper eine willkommene Abkühlung zu bescheren! Ich genoss die Einsamkeit sehr und setze mich für längere Zeit ans Ufer und ließ die seichten Wellen über meine Beine kullern. Auch die aufziehenden Wolken konnten meine Stimmung nicht mindern. Nach einiger Zeit entschloss ich allerdings aufzubrechen, da ich noch zum Elephant Beach und abschließend den Sonnenuntergang am Radhanagar Beach genießen sollte. Der Elephant Beach ist nur über einen ca. 45 min. Track durch den Dschungel erreichbar. Damit wohl niemand verloren geht, ist der Track nur von 8 Uhr morgens bis 13 Uhr geöffnet. Nach 13 Uhr ist kein Einlass mehr. Daher bin ich direkt von dort zum Radhanagar Beach gefahren…es war immerhin schon 15 Uhr! Und am nächsten Morgen sollte meine Fähre nach Neill Island erst um 12:30 gehen; es war also noch reichlich Zeit am nächsten Tag.
Am Radhanager Beach angekommen, der übrigens zum schönsten Strand Indiens und zu den Top 7 Asiens gekürt wurde, ging ich ca. 30 min gen Norden, um halbwegs alleine am Strand zu sein. Es war proppenvoll, als ich am Strand ankam. Ein kleiner Spaziergang am Strand tat nicht nur meinem Ruheempfinden gut, sondern auch meinen Füßen. Nach einiger Zeit kam ich an einem Verbotsschild an, welches darauf hinwies, das Salzwasser-Krokodile in der Gegens seien und das Schwimmen daher an diesem Abschnitt verboten sei. Ich hatte meine tägliche Schwimmration bereits bekommen und chillte deshalb auf den Steinen dem Sonnenuntergang entgegen. Außer mir waren noch ein paar Touris und unzählige Krebse und Krabben zugegen, die wohl eher die aufkommende Flut ersehnten als die untergehende Sonne. In den Wolken spiegelte sich das Orangerot der Sonne wider, welches in meinem Gehirn die Sehnsuchtsrezeptoren durchdringend aktivierte!
Auf dem Rückweg zum Roller erblickte ich die gesamte Schönheit des Strandes, welche mir vorher durch die Touristenmassen verborgen blieb: zu meiner linken türmten sich wild verwachsene Bäume, Sträucher und Palmen auf, deren verschiedene Grünfarben auf den Garten Eden hindeuten ließ! Der Radhanager Strand trägt zurecht die Auszeichnung eines Paradies-Strandes! Der Rückweg mit dem Roller war weniger schön, aber dafür sehr abenteuerlich, da das Licht nicht funktionierte. Der Weg zurück zur Hauptstraße scheint durch den geschlängelten Straßenverlauf länger zu sein, als er per Luftlinie angegeben wird. So kamen mir die 8 km wie 20 km vor und in der Dunkelheit war es einfach saugefährlich, von den entgegen kommenden Autos, Rollern und TukTuks angefahren werden! Zum Glück fanden sich recht schnell 2 weitere Rollerfahrer, die jeweils vor und hinter mir fuhren. So hatte ich nicht nur Beleuchtung von hinten, sondern auch Schutz von vorne vor den entgegen kommenden Vehikeln! An der Hauptstraße angekommen fuhr ich zunächst zum „Seven Heaven“, einem Klamotten- und Schmuck-Geschäft, mit dessen Besitzer ich mich 3 Tage zuvor angefreundet hatte und der mich tags davor zum Mittagessen bei sich zu Hause einlud (was übrigens saulecker war!!! Garnelenpasta mit selbstgemachter Ingwer‑, Knoblauch- und Limettensauce in Olivenöl). Nach einem kurzen Zwischenstopp ging es weiter zu meinem schnuckeligen Bungalow im Imperial Garden Resort, wo ich schnell duschte und mich ein vorerst letztes Mal zu meinem Lieblingscafé und ‑restaurant, dem Full Moon Café, aufmachte. Ich hoffe inständig, dass ich auf Neil Island einen ähnlich zubereiteten, in Bambus gegarten Fisch mit Ingewer‑, Limettensoße finde 🙂
Als Zwischensnack kann ich Dir übrigens sehr Masala Chaat ans Herz legen! Für 100 Rupien bekommst Du einen Teller mit Mango, Papaya, Ananas, Apfel, Sternfrucht und Gurke plus Masala (wenn Du möchtest, natürlich geht’s auch ohne…ich liebe es mit Masala!).
Mein Lieblings Masala Chaat „Geschäft“ liegt gegenüber des Joye Grand Beach Resort und ist eigentlich nur ein Karren mit Obst und Kokosnüssen, der von einem sehr freundlichen Inder aus Kalkutta betrieben wird! Diesen Stand werde ich sicherlich vermissen, wenn ich zurück auf dem Festland bin …. Soweit ich die Kapazitäten habe etwas zu vermissen 🙂
Neil Island
Am nächsten Tag ging es mittags nach Neil Island. Diese Insel ist ca. ¼ so groß wie Havelock und die Unterwasserwelt ist ein Traum! Da ich von Havelocks Unterwasserwelt recht enttäuscht war, senkte ich meine Erwartungen fürs Tauchen auf Neil Island. Mein Tauchguide Prashant, mit dem ich mich später anfreundete und der mich zum Holi-Fest Mitte März in seine Geburtsstadt Mathura in Rajasthan einlud, zeigte mir in den 2 Tauchgängen, die wir machten, die Schönheit des Andamanensees unter Wasser. Tausende von bunten Bananenfischen und andere formierten sich zu großen Schwärmen, durch die ich hindurchtauchte und mich selbst wie einer von ihnen fühlte! Große Triggerfische, Bananenfische, Oktopusse sowie Rochen begrüßten uns. Ich genoss die Tauchgänge so sehr, dass ich gar nicht wieder auftauchen wollte!
Am zweiten Tag lernte ich Nitou, einen Einheimischen, kennen, der mich zu einem geheimen Strand führte. Der Pfad ging durch einen Wald mit wunderschönen alten Bäumen, deren Wurzeln faszinierende Formen annahmen, die die Schönheit der Ortes unterstrichen. Am Strand angekommen trafen wir ein paar Tauchlehrer, die ebenfalls die Einsamkeit und Schönheit der kleinen Bucht genossen. Zurück ging es dann am Strand entlang, wo ich eine alte Whiskey-Flasche mit dem Schriftzug „Freedom“ fand, die ich mitnahm und schon als Blumenvase stehend in meinem Wohnzimmer sah. Ein kleines, aber im nachhinein ziemlich lustiges Missgeschick möchte ich an dieser Stelle nicht verheimlichen: Am zweiten oder dritten Abend radelte ich mit meinem Fahrrad, was ich gemietet hatte, im Dunkeln, lediglich mit einer Stirnlampe bewaffnet, zu meiner Bambushütte. Auf dem Weg dorthin verfing sich der Zipfel meines langen Kleides in der Fahrradkette und diese Blockage riss mir binnen weniger Sekunden mein Kleid vom Leib und ließ mich halbnackt auf der Straße zurück! Ich trug kein Oberteil, hatte aber zum Glück einen recht normalgroßen Schlüpfer an, der mich allerdings durch seine beige Farbe von Weitem aus wie eine verrückte nackte weiße Frau aussehen lassen haben muss. Niemand hielt an, um mir zu helfen und ich selbst bekam das die Stofffetzen, die die Blockage im Kettengetriebe verursachte, nicht alleine heraus. Zum Glück hatte ich noch einen dünnen Seidenschal mit, den ich mir um meine Brüste und um den Hals band, um nicht komplett nackt auf der Straße zu stehen. Nach ca. 10 minütigem erfolglosem Herumgefummel bekam ich zum Glück Hilfe von 2 Typen, die mich noch auf das Shivaratri-Fest einluden. Leider sah ich sie nie wieder auf Neil Island.
Campbell Bay
Ich traf viele überaus nette Einheimische und Touristen auf Neil Island und eine Begegnung änderte meine Reisepläne komplett: Mein Flug Anfang März nach Hanoi wurde gecancelt und mein Freund aus Hamburg sagte unseren Motorrad Trip von Hanoi nach Saygon wegen des Corona Virus ab. So entschied ich mich bis Mitte April in Indien zu bleiben. Mein Rückflug nach Kalkutta sollte am 26.02. gehen und ich überlegte, ob ich nicht noch länger bleiben sollte. Abends lernte ich Sanjay, einen Einheimischen kennen, der mit seinem Kumpel Yann aus Frankreich am 26.02. von Port Blair aus nach Campbell Bay auf die Nicobaren wollte. Beide kannten sich schon seit etwa 10 Jahren und sind Fischer. Sie sprachen schon im Vorwege über die ca. 60 cm großen Krabben und vielen Shrimps und Fische, die sie fischen und zum Dinner essen würden … Mjammi!! Die Schiffreise dorthin dauert etwa 24 Stunden und die Fähre fährt nur einmal pro Woche. Ein echtes Abenteuer! Ich entschloss ganz spontan, die 2 zu begleiten, cancelte meinen Flug nach Kalkutta und buchte einen neuen Flug für den 8.3. nach Delhi, um pünktlich zum Holi-Fest in Mathura anzukommen. Während ich diese Zeilen schreibe, liege ich in meinem Bett auf dem Schiff und lasse die Geschehnisse der letzten Tage Revue passieren. Meine „Abteilung“ auf dem Schiff teile ich mit einer einheimischen Familie von den Nicobaren, die mit einem kleinen Kind, 8 Monate, reisen. Lum, der Familienvater, zeigte mir stolz die Videos von den Tänzen seines Stammes, gerade mal 260 Einwohner stark. Er entschuldigte sich für seine schlechten Englischkenntnisse und sagte mir, dass sein Vater 6 Sprachen spricht. Ich durfte mit seiner 8 Monate alten Tochter spielen, sie auf den Arm nehmen, knuddeln und auf die Stirn küssen. Das Vertrauen und die Hingabe von diesen Menschen, die mich gerade mal 1 Stunde kennen, ist mit Worten schwer zu beschreiben.
Schiffahrten sind anders als Flüge, Bahn- oder Autofahrten. Das Schiff legt langsam ab, die Leinen werden gelöst, die Treppe wird mit einem Lastenheber „weggefahren“ und das Schiff verlässt langsam den Hafen. Während ich auf dem Schiff, inzwischen schon ein paar Meter entfernt vom Land, stande und wir langsam den Hafen verließen (ich weiß, eigentlich bin ich gerade erst von der Erzählperspektive angekommen, manchmal ist es aber schön das Pferd von hinten aufzusatteln) verspürte ich noch einmal die geballte Ladung der Natur und sog diese Ursprünglichkeit, die mich in den letzten 7 Tagen genährt und durchbohrt hatte, auf. Ich erinnere mich, wie ich am Strand Nr. 8 lag, auf dem einzig ein verlassenes Häuschen steht, welches noch vom Tsunami im Jahr 2004 zeugte. Wie ich unter den Bäumen am Strand lag, den weißen, feinen und aufgewärmten Sand auf meiner Haut spürte, den Wellen zuschaute und lauschte, wie sie sich manchmal sanft, manchmal mit etwas mehr Kraft, gegen das kleine Riff auftürmten und dieses wohl nach ein paar Jahrhunderten oder Jahrtausenden glatt gespült sein würde. Die zwei Fischer, mit denen ich unterwegs war, gingen ans andere Ende des Strandes, wo sich bessere Angler-Gegebenheiten boten. Es war toll 2 Abende den selbst gefangenen Fisch in Tumeric-Knoblauch- oder Tomaten-Knoblauch-Marinade zu essen und mit Motorrädern über die Insel zu düsen. Nichtsdestotrotz war ich froh, als ich wieder etwas mehr Zeit für mich hatte und auch weniger abhängig war. Wir mieteten uns 2 Motorräder und erkundeten die Insel. Dabei entdeckten wir wunderschöne Strände, tolle Schnorchelriffe und cruisten durch den urbanen und wild-verwachsenen Regenwald Great Nicobars. Die Straßenbeschaffenheit war eher etwas herausfordernd, aber für einen geübten Cruiser machbar. Der Indira Point, welcher der südlichste Punkt Indiens ist (schon lustig, wenn man mal bedenkt, dass die Nicobaren viel näher bei Indonesien liegen und Indien so ein riesiges Land ist), ist bekannt als „Schildkröten-Strand“. Dort legen sie ihre Eier ab und die kleinen Baby-Schildkröten schlüpfen nach 2,3 Monaten. Ohne Erlaubnis der Polizei ist der Strand zuguterrecht nicht betretbar. Die ursprüngliche Natur lässt einen zu sich selbst finden, bzw. drängt sie einen das innerliche Hinweisschild „Hier entlang“ auf subtile und liebliche Weise wahrzunehmen. Ich bin etwas sehnsüchtig wieder zurückzufahren. Obgleich ich mich schon aufs Holi-Fest in Mathura freue hinterlässt die Insel einen tiefen Eindruck bei mir. So richtig finde ich keine passenden Worte, die beschreiben, wie die Insel in mich eingetaucht ist oder eben ich in die Insel.
Little Andamanen
Zurück in Port Blair beobachtete ich die Situation bezüglich der Corona Virus Pandemie beseelt und entspannt. Ich wollte eigentlich nach Mathura zum Holi Fest, mein dortiger Gastgeber empfahl mir allerdings auf den Andamanen zu bleiben. Gar nicht so schweren Herzens cancelte ich ein zweites Mal den Flug aufs Festland und beschloss weitere 2,3 Wochen die Inselgruppe zu erkunden. Es kam mir gerade recht, dass ich einen Surflehrer aus dem Baskenland kennen lernte, der einige Surf Boards auf den Little Andamanen verstaut hatte und auf dem Weg dorthin war. Wir beschlossen zusammen weiterzureisen. Als wir nach ca. 8 stündiger Bootsfahrt ankamen, checkten wir zwei Unterkünfte ab und ich entschied mich für ein Zimmer im Hawka Resort (das Zimmer war mit 1800 Rupien recht teuer dort. Ich würde beim nächsten Mal im Rainbow Resort quasi nebenan für 400 Rupien einchecken!). Während der 6 Tage auf den Little Andamanen gab mir mein persönlicher Surflehrer eine Surfstunde am quasi hauseigenen Strand, ich machte eine Tour zum größten Wasserfall der Insel für nur 500 Rupien (zu Viert bezahlt man insgesamt 2000 Rupien), die mit einem herrlichen 1.5 stündigen Hike durch den Regenwald verbunden war und schloss dabei Freundschaft mit Kate, Simon und Lorenzo aus Italien. Varuna (mein Reisepartner) und ich fuhren in den Tagen mit dem Motorrad zum Leuchtturm und machten dabei Halt an den paradiesisch schönen Stränden der Insel. Wir lernten ein paar Nicobari Leute kennen, die Einheimischen, die uns mit einem breiten Lächeln begrüßten und uns sogar frische Kokosnüsse direkt von der Palme pflückten und zum Verzehr anboten!
Ich trotze den Nachrichten bezüglich der Ausbreitung der Pandemie, allerdings fiel es mir zunehmend schwieriger ruhig zu bleiben. Mein Reisepartner machte mich stetig verrückter und malte Horrorszenarien aus, wobei ich ihm am liebsten ein Pflaster auf den Mund geklebt hätte! Als wir zurück nach Port Blair kamen entschloss ich daher etwas Abstand von ihm zu nehmen und versuchte Einkehr und innere Ruhe zu spüren. Im LaLaJi Bay Hotel traf ich Lorenzo, mit dem ich auf den Little Andamanen die Regenwald-Tour gemacht hatte, wieder, allerdings war er noch aufgebrachter als Varuna … Südländer eben. Krysz aus Polen und ich hatten eher den gleichen Vibe und daher unterhielt ich mich besonders viel mit ihm, um der hiesigen chaotischen äußeren Situation zu trotzen. Zu Viert mit Claudi aus der Schweiz cruisten wir durch Port Blair zu anliegenden Orten und erkundeten die Gegend.
Diglipur (Nord Andamanen)
Nach ein paar Tagen wurde mir der „Corona Hype“ zu viel und ich bat meinen Kumpel Nirman ein Busticket für mich in den Norden der Andamanen zu buchen. Gerade mal 350 Rupien sollte die 11-stündige Busfahrt komplett vom Süden nach Diglipur kosten – was für ein Schnapper! Dafür ging es schon um 4 Uhr morgens mit dem Local Bus los. Während ich im Bus schlief rumste ich leider mit meiner Stirn und meiner Augenbraue mehrmals an einen Metallnippel, der am Fenster angebracht war und zog mir zu einer Augenentzündung eine fette Beule am Auge zu. Die huppelige und sehr staubige Busfahrt endete im Diglipur Bazar, wo mich ein TukTuk für 600 Rupien zu meiner Unterkunft, dem Pristine Resort, brachte. Zu meinem Plan gehörte ein paar Tage im Norden zu bleiben, zum Saddle Peak sowie Ross und Smith Island zu fahren, dann weiter in den mittleren Andamanen in Mayabunder in einer typisch einheimisch eingerichteten Unterkunft zu leben und weiter nach Long Island zu düsen. Von Long Island aus sollte es anschließend zurück nach Port Blair gehen. Leider wurde aus alledem nichts, da aufgrund von Sicherheitsmaßnahmen alle ´Entdeckungstouren´ geschlossen hatten. Nach 4 Tagen im Pristine Resort entschied ich mich daher wieder mit dem Bus zurück zu fahren. Diesmal dauerte die Fahrt nur 8 Stunden. Auf der Hinfahrt hatten wir eine Reifenpanne und machten mehrmals lange Pausen. Diese fielen bis auf 2 kurze Pausen aus und so erreichten wir abends, nach 2 Flussüberquerungen mit der Fähre und einer Polizeieskorte durch die ´tribal´ Gegend Port Blair. Beim nächsten Besuch werde ich definitiv eine Fähre zwischen Port Blair und Diglipur nehmen!! Diese hatten leider wegen der Pandemie keinen Verkehr.
Die Situation spitze sich weiter zu: 5 Tage zuvor war ich ohne Probleme von Port Blair aus nach Diglipur gekommen. Auf dem Rückweg mussten alle Reisenden inkl. mir sich einem Gesundheitscheck unterziehen, welcher aus einer Fiebermessung und einigen Fragen zum Gesundheitszustand bestand. Ich bekam eine schriftliche Bestätigung, dass alles okay sei, und nach ganzen 2.5 Stunden Warterei kamen wir endlich los. In Rangat auf den mittleren Andamanen gab es einen kurzen aber unschönen Zwischenfall mit einem Mann, der meinte, sich und andere vor dem Virus schützen zu können, in dem er mir Fragen zum Namen meines Vaters, meines Geburtsdatums und meinen genauen Aufenthaltsorten während meiner Zeit auf den Andamanen und Nicobaren stellte. Ich beantwortete widerwillig seine Fragen und machte ihn darauf aufmerksam, dass er seine Maske auch richtig tragen und regelmäßig wechseln solle. Den anwesenden Einheimischen war diese Situation sehr peinlich und sie zahlten sogar die Fährüberfahrt mit dem Schiff für mich als eine Art Wiedergutmachung. Ich habe diese Menschen in mein Herz geschlossen!
Nachdem ich in Port Blair ankam ging ich zu meiner Unterkunft und buchte ein Flugticket für den 29.03. nach Delhi. Mein Flieger nach London sollte am 30.03. gehen. Nur 1 Stunde später erfuhr ich von Rishab, dass alle Inlandsflüge ab dem 25.03. in Indien eingestellt werden sollen. Er hatte die Nachricht gerade von einem befreundeten Piloten bekommen. Schnell buchte ich einen Flug für den kommenden Tag zum Wucherpreis, war aber glücklich, noch rechtzeitig nach Delhi zu kommen. Ich sitze gerade übrigens im Flieger von Port Blair via Chennai nach Delhi 😉
Am Flughafen traf ich das italienische Pärchen und Markus aus Kalifornien wieder. Markus tat mir wirklich leid: war er extra zum Surfen von den Philippinen via Malaysia und Indien auf die Andamanen geflogen. Er wollte auf den Little Andamanen surfen gehen und kam am zweiten Tag wegen Fieber in Quarantäne, so dass seine lange Anreise komplett wider Erwarten für die Katz war und im Krankenhaus endete. Zum Glück hatte er nur eine kurze Erkältung. Des Weiteren machte ich am Flughafen in Port Blair Bekanntschaft mit Sophia aus Österreich (schon die zweite Sophia aus Österreich, die ich in Indien kennen lerne ;-)). Wir unterhielten uns sehr angeregt und kamen schnell zu dem Schluss, dass wir eine sehr ähnliche Sichtweise auf die ganze Situation haben! Ich bin auf jeden Fall gespannt weiterhin mit ihr in Kontakt zu bleiben und zu hören, wie es ihr in Südostasien geht!
“Die ursprüngliche Natur lässt einen zu sich selbst finden, bzw. drängt sie einen das innerliche Hinweisschild „Hier entlang“ auf subtile und liebliche Weise wahrzunehmen. Ich bin etwas sehnsüchtig wieder zurückzufahren.”